Die Gründerzeit
Blenden wir zunächst auf die fünfziger Jahre zurück, um den "Geist der Gründerzeit" für die Jüngeren ein wenig einzufangen. Es waren die Jahre des Wiederaufbaus nach dem Kriege in Richtung Wirtschaftswunder. Das Schlagwort hieß "Modernität". Nierentische und Cocktailsessel waren "in", ebenso Schuhe mit weichen Kreppsohlen, Pferdeschwanzfrisuren und steife Petticoats. Man tanzte Rock´n Roll und Cha-Cha-Cha. Jugendidole waren Stars wie James Dean, Ted Herold oder Elvis, deren Schmalzlocken mit zentimeterweise Brisk, Fit oder Wellaform millionenfach kopiert wurden und zum "Look der 50er" gehörten.
Neben chromglänzenden Straßenkreuzern prägten auch Isetta und Lambretta das Straßenbild. Superman und Jerry Cotton wurden mengenweise verschlungen, Hula-hopp-Reifen kreisten um die Hüften und Conny Froboess, "packte die Badehose ein...". Geraucht wurde mit Vorliebe filterlose Zigaretten wie Eckstein, Senoussi oder Juno. Der Siegeszug des Bikinis nahm hier ebenso seinen Ausgang wie der Mythos um die (WM-) "Sieger von Bern".
Auf dem Lande ging es eher beschaulich zu. Trecker gab es zwar schon einige, doch Autos und Fernseher waren die Ausnahme. Es war wenig los damals, die einzige Freizeitbeschäftigung hieß Sport, besser gesagt Fußball. So auch im Winkum jener Tage.
Zwar hatte dort schon in den dreißiger Jahren eine Fußballmanschaft existiert, jedoch ging diese unter der Bezeichnung "Schwarz-Weiß-Winkum" noch völlig unorganisiert ihrem Hobby nach. In unregelmäßigen Abständen trug man Freundschafts- und Pokalspiele aus. Gegner waren vorwiegend Mannschaften aus dem Osnabrücker Raum, wie z.B. Hahlen, Berge, Grafeld oder Quakenbrück, aber auch der VfL Löningen, gegen den man im Rahmen eines Fußballwettkampfes anlässlich der Einweihung der Lourdes-Grotte im Jahre 1932 spielte.
Mit der Einberufung zur Wehrmacht und dem Kriegsausbruch löste sich die Mannschaft zwangsweise auf, doch im Jahre 1951 gründeten dann die sportbegeisterten Winkumer Jugendlichen mit dem Sport-Club Winkum einen "richtigen Verein". Die treibenden Kräfte waren Hans Schulte und Clemens Kruse, der bereits ein Jahr zuvor, während seiner Lehrbetriebszeit in Spelle, in einem angemeldeten Club gespielt hatte und von dort nicht nur den Elan zur Vereinsgründung in Winkum, sondern auch gleich das "SC" mitbrachte. Neben Fußball zählten anfangs auch Gymnastik und Leichtathletik zu den Sparten des Vereins. Zusätzlich wurde unter der Leitung von Hermann Trienenjans eine Laienspielschar aufgebaut, die in den Wintermonaten im Saal des Vereinslokals Elsken-Brinkmann in Huckelrieden Theaterstücke aufführte, welche in der veranstaltungsarmen Zeit nach dem Krieg viele Besucher anzogen. Später übte gelegentlich auch der damalige Hauptlehrer Erich Schmidt einige Stücke ein. Die Einnahmen flossen in die Clubkasse und stellten den Verein von Anfang an auf eine solide finanzelle Basis.
Fußball gespielt wurde zunächst auf dem "Lärgen Hässkamp", einer tiefgelegenen Weide an der Straße nach Winkum (kurz vor dem heutigen Ortsschild rechts), auf selbst gezimmerte Tore, die mit Tarnnetzen aus dem Beständen der alten Wehrmacht behängt wurden.
Der Spielbetrieb in der Saison 1951/52 konnte gleich mit zwei Mannschaften aufgenommen werden, einer A-Jugend und einer Herrenmannschaft. Und mit welchem Erfolg!
Der Ersten gelang als Neuling auf Anhieb der Sprung in die 1. Kreisklasse, einer Staffel, der immerhin so starke Mannschaften wie Lastrup, Lindern oder Garrel angehörten. Die A-Jugend spielte nach einem Jahr schon um die Kreismeisterschaft. Dass die zum Teil weit entfernten Spielorte mit dem Fahrrad aufgesucht werden mussten, ist heute kaum mehr denkbar, damals tat das der Begeisterung jedoch keinen Abbruch.
Gegen Ende der fünfziger Jahre hatten die Spieler der ersten Stunde die Schuhe jedoch an den berühmten Nagel gehängt, und da auch mit keiner Jugendmannschaft mehr gespielt werden konnte, schlitterte der Verein bald in eine personelle Krise. Abstieg bis in die 3. Kreisklasse waren die Folge und nur der Vereinstreue und Einsatzbereitschaft des "harten Kerns" war es zu verdanken, dass der Verein in diesen Jahren überlebte.
Nachdem über fast drei Jahrzehnte nur eine Herren- und, wenn überhaupt, eine Jugendmannschaft um Punkte gespielt hatten, verzeichnete der Verein, der gleich nach der Verkopplung auf das heutige Gelände an der Straße zum Achterhauk umgezogen waren und 1984 noch ein zweites Spielfeld von Willi Trinenjans dazu pachtete, einen rasanten Aufschwung: Zwei Herrenmannschaften (bis vor kurzem sogar drei), sieben Jugendteams sowie eine starke Altherrenriege vertreten heute die Farben des Clubs. Über 30 Trainer und Betreuer kümmern sich dabei mit großem Engagement um den Nachwuchs. Und, wie zahlreiche Meisterschaften belegen, auch mit großem Erfolg.
Die Herrenmanschaften profitierten über viele Jahre von der Nachwuchsarbeit. Neben manchen Aufstiegen innerhalb der Kreisklassen wurde mit dem Aufstieg der Ersten in die Kreisliga im Jahre 1997 der bisher größte Erfolg in der Vereinsgeschichte gefeiert. Unvergessen sind auch die vielen "DFB-Pokalschlachten" der achtziger Jahre, in denen man nicht selten auch höherklassige Gegner aus dem Rennen warf.
Zum sportlichen und geselligen Höhepunkt des Jahres hat sich das traditionelle Winkumer Pokaltunier entwickelt, das heute an drei Wochentagen als großes Sportfest mit rund 40 teilnehmenden Mannschaften ausgerichtet wird. Der samstägliche Sportlerball im Zelt zählt zu den ganz wenigen dieser Art, die sich in der Umgebung dauerhaft etabliert haben. Fest verankert im Sportfestprogramm ist auch die Show des Mini-Playback-Teams, das unter der Leitung von Jugendobmann Peter Willen ein derart hohes Niveau erreicht, dass es inzwischen weit über die Vereinsgrenzen bekannt und begehrt ist.
Zu einem wahren Menschenauflauf kam es auf dem Sportfest 1978, als es gelang, den damaligen Weltmeister Horst-Dieter Höttges von Werder Bremen als Verstärkung für das Team des SC Winkum gegen eine Stadtauswahl zu verpflichten.
Fußballleckerbissen der letzten Jahre waren die Auftritte von Twente Enschede, MSV Duisburg und VfL Bochum, die vom nahen Trainingslager in Aselage nach Winkum geholt werden konnten und jeweils für eine Rekordkulisse sorgten. Auch Herzlake und Cloppenburg stellten sich als Regionalligisten schon in Winkum vor.
Im Veranstalltungskalender des SCW fest terminiert ist mittlerweile auch das nach dem plötzlich verstorbenen Clubsenior benannte Hans-Schulte-Turnier für Altherrenmannschaften.
An bemerkenswerten Gemeinschaftsleistungen innerhalb des Vereins sind in den letzten zehn Jahren insbesondere zwei Projekte hervorzuheben.
Zum 40-jährigen Jubiläum im Jahre 1991 konnte der langgehegte Wunsch nach einer Tribüne mit integrierten Geräteräumen in rund einjähriger Bauzeit erfüllt werden. Seitdem können die Fans, vor Wind und Regen geschützt, bequem die Spiele verfolgen und die Einnahme der Kassierer richten sich nicht mehr so sehr nach der Witterung.
Als sich dann vor einigen Jahren die Schließung des Vereinslokals Brinkmann andeutete, setzte man von Vereinsseite alles dran, den Bau eines Clubhauses zu realisieren, um den vielen Sporttreibenden mit ihren Trainern und Betreuern wieder einen festen Anlaufpunkt zu geben. Nach über tausend freiwillig geleisteten Arbeitsstunden und dem Einsatz nicht unerheblicher finanzieller Eigenmittel trifft man sich seit gut einem Jahr nach Training und Spiel in einem schmucken Clubraum, dem auch neue sanitäre Anlagen sowie ein Schiedsrichterraum angeschlossen sind.